So einen Blick würde kein Schulfotograf einem pubertierenden 13-Jährigen durchgehen lassen. Aber beim designierten amerikanischen Präsidenten – was soll der offizielle Fotograf im Weißen Haus da machen? Es noch einmal mit »Bitte recht freundlich« versuchen? Oder »Cheeeeeese?« Donald Trump hat also, kein Witz, tatsächlich das Foto für sein offizielles Porträt ausgesucht, das dem berühmten »Mug Shot« von 2023 zum Verwechseln ähnlich sieht. Jenes Polizeifoto, das aufgenommen wurde, als in Georgia Anklage gegen ihn wegen Wahlbetruges erhoben wurde. Was also möchte Donald Trump der Welt mit diesem Foto sagen?
Zunächst kann man daraus schließen, wie sehr ihn die Reaktionen über sein letztes offizielles Porträt von 2017 getroffen haben müssen, es wurde damals wegen des breiten Grinsens als »Smiley-Emoji« verspottet. Der 78-Jährige vergisst bekanntlich nur Sachen, die ihm bei Gerichtsprozessen oder sonstigen unangehmen Dingen in den Kram passen. Wenn es um seine Eitelkeit geht, kann Trump sehr nachtragend sein. Wann immer seine Haare oder der aufgemalte Mar-a-Lago-Teint kritisiert wurden: nicht lustig.
Allerdings geht er mit seinem Porträt nur zurück zu seinen Wurzeln: Schon auf seinem früheren Twitter-Bild hatte er diesen furchteinflößenden »you’re fired«-Ausdruck. Dann wird ihm wohl irgendein Berater gesagt haben, dass man als Präsident ein bisschen staatsmännischer daherkommen muss, sich im besten Licht präsentieren soll. Eben genau das, was die Gesellschaft einen vom ersten Kindergarten-Fototermin an lehrt: lächle brav, mach gute Miene und wenn du unsicher bist, was du mit deinen Händen machen sollst, nimm einen Apfel oder einen Teddy in die Hand. Das Ergebnis war dann das freundliche Bild – offiziell vorgestellt an Halloween 2017. Kann man sich nicht ausdenken.
Bei seiner zweiten Amtszeit hat Trump offensichtlich nicht den Eindruck, noch irgendwie freundlich wirken zu müssen. Die Wolf-im-Schafspelz-Nummer ist für ihn als verurteilten Straftäter ja sowieso vorbei. Warum noch so tun als ob? Das neue offizielle Porträt wirkt wie ein klassisches Face off, er zeigt jetzt sein wahres Gesicht, das natürlich auch schon wieder eine Karikatur ist. Pantomimischer Subtext: »Jetzt könnt ihr was erleben.« Wahrscheinlich stehen all diejenigen, die nach dem Attentat auf Trump aus Solidarität Pflaster am Ohr trugen jetzt vorm Spiegel und versuchen die linke Augenbraue etwas höher als die linke zu ziehen und genau so finster in die Kamera zu blicken wie ihr Idol.
Zuversicht war gestern, das ist dann wohl die Bösewicht-Ästhetik unserer Zeit: Make America grim again. Dummerweise hat das niemand JD Vance beim Fototermin gesagt: Er lächelt auf seinem offiziellen Porträt freundlich in die Kamera, wenn auch mit verschränkten Armen – eine Geste, von der es heißt, sie signalisiere Selbstsicherheit, meistens aber doch vor allem Desinteresse am Gegenüber. Immerhin das nimmt man Vance sofort ab.